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Die Luft wurde dünn und Fin selbst noch viel dünner. Wir haben ihm in den letzten Monaten ständig prüfende Blicke zugeworfen, um den Absprung nicht zu verpassen. Den Moment, an dem er mit Würde gehen kann. Dieser Tag war gestern gekommen.

Etwas über sechs Jahre alt war Fin, als er Ende Januar 2017 in unserem Tierheim abgegeben wurde.
Sechs Jahre alt, bissig, grenzenlos, unverträglich mit Artgenossen. Nicht die allerbeste Vita, um schnell ein neues Zuhause zu finden, aber es sollte nicht unversucht bleiben.

Im Oktober 2019 dann der große Tag – Fin durfte ausziehen, ein neues Leben starten, glücklich werden. So war der Plan. Doch der zerschlug sich rücksichtslos nur eine Woche später und schon kam das Terrier-Tier postwendend zu uns zurück, um wenige Tage später seinen 9. Geburtstag zu feiern.

Neun Jahre alt, situativ bissig, unverträglich mit Artgenossen, ein Rückläufer. Wenn es in den Folgejahren drauf ankam, waren dies die Punkte in seiner Vita, die Interessenten von einem Kennenlernen Abstand nehmen ließ.

Finni hatte einiges auf dem Kerbholz. Klein aber oho, wie man sagt. Und ja, auch wenn man es dem süßen Gesicht nur bedingt zutrauen wollte, hatte er in der Vergangenheit mehrfach schwer verletzt. Aber das war nur der kleinste Teil seiner starken Persönlichkeit.

14 Jahre, 2 Monate und 16 Tage alt wurde Fin. Er wusste mit seiner intelligenten Art zu begeistern, auch wenn sie ihm vielleicht auch so manche Chance verbaut hatte. Wenn er sich freute, sprang er aus dem Stand gefühlt einen Meter 50 hoch. Gefüllte Kongs, Schleckmatten, Intelligenzspielzeuge – fuchsig hatte er den Dreh immer in Sekunden raus. Kuscheln mit seinen Bezugspersonen kommentierte er mit einer irren Fratze – irgendwo zwischen Grinsen und Geisteswahn. Er war lange Zeit für Spaziergänge durch die Natur zu begeistern, bis ihm zuletzt immer häufiger sein eigener Körper im Weg stand.

Seit Jahren Herzpatient, ausgestattet mit einem leichten Lungenödem und einer Niereninsuffizienz, Ende letzten Jahres von furchtbaren Rückenschmerzen geplagt und der Lebensqualität wegen einer Zahnsanierung unterzogen… Fin war, was man einen echten Terrier nennt: Kernig, knackig, ausdauernd, hart im Nehmen, ein Kämpfer.

Bei seinem letzten Kampf ist er k.o. gegangen, doch hatte die besten Menschen an seiner Seite, damit sich die Niederlage wie ein Nachhausekommen anfühlen konnte. Seine letzte Stunde hat Fin mit seiner Gassigängerin Bärbel verbracht, die ihm in den letzten Monaten eine feste Bezugsperson und uns eine große Hilfe war. Nach einer letzten gemeinsamen Runde durfte er so viele Schmecks verschlingen, wie sein fehlender Appetit es ihm erlaubten, um anschließend in den Armen seiner liebsten Zweibeiner vom Hier ins Irgendwo zu wechseln. Nach der langen Zeit, die er zu uns gehörte, hat er tiefe Pfotenabdrücke in unseren Herzen hinterlassen.

Wir möchten uns an dieser Stelle auch von Herzen bei Finnis Paten – insbesondere bei Familie Jungbluth – bedanken, die aus der Ferne unterstützten, mit dem Herzen aber ganz nah bei ihm waren.

Fin wird beim Rosengarten kremiert und seinen letzten Platz anschließend bei seiner Bärbel bekommen ♥